Seit 2013 bietet das DOK.fest München mit seinem Fokus DOK.network Africa eine deutschlandweit einzigartige Plattform: Filmemacher*innen zeigen unterschiedliche Perspektiven auf den afrikanischen Kontinent. Ziel ist es auch, einen Dialog zwischen afrikanischen und europäischen Filmemacher*innen zu ermöglichen. Der thematische Fokus liegt in diesem Jahr auf der Aufarbeitung der europäischen Kolonialgeschichte und der Dekolonialisierung des afrikanischen Kontinents. Vier Filme aus und über Tansania, Kenia, Kamerun und Eritrea zeigen beispielhaft strukturelle, bis heute wirkende Folgen der ehemaligen Kolonialherrschaft in diesen Ländern. Die Geschichten der Protagonist*innen sind keine Einzelschicksale.
Das Special „African Encounters“ am 5. Mai startet um 11 Uhr mit dem Film OUR LAND, OUR FREEDOM. Die Filmemacher*innen Zippy Kimundu und Meena Nanji sowie die Ko-Produzentin Gudula Meinzolt werden zu einem Filmgespräch vor Ort sein. Um 15 Uhr findet in der HFF München die Filmvorführung von DAS LEERE GRAB statt, im Anschluss ist um 17 Uhr eine Podiumsdiskussion: DOK.network Africa-Leiterin Barbara Off eröffnet mit den Filmemacher*innen Agnes Lisa Wegner, Cece Mlay, Lieven Corthus und Zippy Kimundu einen Diskurs über die Auseinandersetzung mit der europäischen Kolonialherrschaft in Afrika. Der Eintritt ist frei. Ab 18:30 Uhr lädt DOK.network Africa zusammen mit Misereor zu einem Empfang im Foyer der HFF München ein.
Das sind die Filme von DOK.network Africa:
DAS LEERE GRAB
(Regie: Agnes Lisa Wegner & Cece Mlay / Tansania, Deutschland 2024 / 97 Minuten)
Zwei tansanische Familien auf der Suche nach den Gebeinen ihrer Vorfahren: Die deutsche Kolonialverwaltung tötete nicht nur ihre Anführer, sondern brachte deren Gebeine zu rassistischen Forschungszwecken nach Deutschland. Tausende davon liegen in deutschen Museumsdepots, die Nachkommen fordern die Rückführung in ihre Heimat. Eine historische Verantwortung für die Toten und die Lebenden, um Frieden zu finden.
OUR LAND, OUR FREEDOM
(Regie: Zippy Kimundu & Meena Nanji / Kenia, USA, Portugal, Deutschland, 2023 / 100 Minuten)
In den 1950er Jahren kämpften kenianische Mau-Mau-Freiheitskämpfer*innen gegen die britische Kolonialherrschaft, deren Anführer, Dedan Kimathi, wurde damals von den Briten getötet. Seine Tochter, Evelyn Wanjugu Kimathi, sucht heute nach seinen Überresten und trifft auf Veteranen der kenianischen Unabhängigkeitsbewegung. Mit einer Stiftung setzt sie sich für ihre Rechte ein und führt den Kampf ihrer Eltern für Freiheit und Gerechtigkeit weiter.
DER NEUE GUTE DEUTSCHE
(Regie: Peter Heller / Deutschland 2023 / 72 Minuten)
Der ehemalige kamerunische König Rudol Duala Manga Bell ging in den 1980er Jahren in Deutschland zur Schule, später setzte er sich im friedlichen Widerstand in Kamerun als König für die Rechte seiner Landsleute ein – und wurde dafür 1914 von der Deutschen Kolonialverwaltung hingerichtet. Sein Großneffe, der in Deutschland lebende Kameruner Jean Pierre Felix-Eyoum, setzt sich für die Rehabilitierung seiner Vorfahren ein und wird dabei filmisch begleitet.
THIS IS MY MOMENT
(Regie: Lieven Corthouts / Belgien, Frankreich, Niederlande 2024 / 104 Minuten)
Lieven Corthouts begleitet Girmay über zwei Jahre auf seinem steinigen Weg in dem nach wie vor zutiefst europäisch geprägten Radsport: als junges Talent aus Eritrea, über die Trainingslager des Weltverbandes bis zu seinem ersten Profivertrag und seinen ersten Momenten des Erfolgs. THIS IS MY MOMENT zeichnet anhand der berührenden Story eines begeisterten jungen Radsportlers ein Bild der noch immer existierenden interkulturellen Differenz und der gleichermaßen verbindenden Kraft des Sports.
Die Filmemacher*innen kommen zum Festival nach München und stellen im Rahmen von African Encounters ihre Filme vor. Die Vorführungen werden von Filmgesprächen begleitet, die Raum bieten für Austausch zwischen Publikum und Filmemacher*innen.