Die Iranerin Atena Eshtiaghi erhält den Deutschen Dokumentarfilm-Musikpreis für MY STOLEN PLANET
Die iranische Filmkomponistin Atena Eshtiaghi erhält den Deutschen Dokumentarfilm-Musikpreis 2024 für ihre Musik zu MY STOLEN PLANET. Der Preis wird von der Versicherungskammer Kulturstiftung gestiftet und ist mit 5.000 Euro dotiert. Das Festival würdigt mit diesem in Deutschland einzigartigen Preis die künstlerische Bedeutung von Musik in Dokumentarfilmen. Der Gewinnerfilm wird beim 39. DOK.fest München (ab 01. Mai 2024) zu sehen sein.
MY STOLEN PLANET von Regisseurin Farahnaz Sharifi ist ein Film über den subtilen Widerstand iranischer Frauen gegen das Regime, das jede Erinnerung an die ehemalige Bewegungsfreiheit von Frauen zu unterlaufen versucht. Die Filmemacherin erzählt ihr Leben in Tagebuchform: Eigene Video-Aufnahmen ergänzt sie um angekaufte private 8-mm-Aufnahmen anderer Menschen und um Bildmaterial der aktuellen Demonstrationen gegen das Regime: So erschafft Farahnaz Sharifi eine alternative Geschichte des Irans – und einen hochpolitischen Film.
„Atena Eshtiaghi ist mit ihrer subtilen, präzisen Arbeit zu MY STOLEN PLANET gelungen, was dieser Preis würdigen möchte: eine Komposition, die sich auf herausragende Art und Weise mit der dokumentarischen Erzählung verbindet – und sie zugleich als eigenständiges künstlerisches Gestaltungselement prägt und kontrastiert“, sagt Barbara Schulte, Geschäftsführerin der Versicherungskammer Kulturstiftung. „Es ist unserer Stiftung ein Anliegen, die Begegnung zwischen künstlerischem Dokumentarfilm und zeitgenössischer Musik zu fördern. Dafür können wir uns keinen besseren Partner als das DOK.fest München vorstellen und ich freue mich sehr, dass wir bereits zum zehnten Mal gemeinsam diese Auszeichnung vergeben können.“
Aus der Jurybegründung: „Die Filmmusik vermeidet Konventionen illustrativer Filmmusik und nutzt vielmehr Stille als Stilmittel für diesen gleichermaßen radikalen wie persönlichen Film. Atena Eshtiaghi gibt den Botschaften unzensierten Lebens starken Ausdruck, indem sie die Bilder nicht pathetisch überhöht, sondern mit minimalistischen Patterns begleitet. Das schafft Distanzierung und zugleich entstehen Zeiträume, in die sich eine große Trauer einschreibt. Eshtiaghis Musik kleidet den Film nicht in einen gefälligen Rhythmus, vielmehr betont sie die Heterogenität und schafft durch ihre präzise Faktur einen Resonanzraum für das, wovon der Film erzählt: Isolation, Widerstand, Hoffnung."
Die Jury bildeten Vorjahresgewinner David Langhard (Komponist, Songwriter und Musiker), Armando Merino (Dirigent), Grete Liffers (Autorin, Regisseurin, Producerin), Nina Goslar (Redakteurin) und Thomas Meinecke (Schriftsteller, Musiker).
Zur Preisträgerin: Die iranische Cellistin und Filmkomponistin Atena Eshtiaghi, Jahrgang 1989, hat klassische Musik am Tehran Conservatory of Music studiert. Daneben hat sie sich mit persischer Musik, Electro und Jazz beschäftigt. Seit 2007 ist sie als Solistin und Orchestermusikerin tätig, unter anderem für das Tehran Symphony Orchestra und das Iran National Orchestra. Als Filmkomponistin hat sie unter anderem den Score zu Pegah Ahangaranis preisgekröntem Dokumentar-Kurzfilm „I'm Trying To Remember“ geschrieben. Seit zwei Jahren lebt Atena Eshtiaghi in Deutschland, hier hat sie mit der Pianistin Clara Haberkamp das „Duo Azadi“ gegründet.
Der Deutsche Dokumentarfilm-Musikpreis wird bei einer feierlichen Preisverleihung mit Film-Screening am Sonntag, 05. Mai um 20 Uhr an der HFF München verliehen.
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Die Pressekonferenz zum diesjährigen Festival findet am 24. April um 11 Uhr an der HFF München statt. Wir würden uns freuen, Sie zu begrüßen.